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2009-08-04

Fernsehen

Ich weiß ja nicht, wie es ihnen, werte Leser, geht, aber wenn ich bei meinen täglichen Verrichtungen so durch das Leben schreite, komme ich mir bisweilen vor, wie im Zoo. Nur bin ich mir manchmal nicht sicher, auf welcher Seite der Gitter ich mich gerade befinde.

Ziemlich sicher kann ich mir da eigentlich nur beim Fernsehen sein. Da dürfte klar sein, dass es sich bei all den potenziell eher unwahrscheinlichen Superstars und -models, den Koch- und Renovierungslegastenikern, den verkrachten Existenzen, die, dank niedriger Scham- und Schmerzgrenze, ihre desaströsen finanziellen, familiären und sozialen Verhältnisse an die breite Öffentlichkeit tragen und so den, vornehmlich privaten, Sendern zu billigst produzierbaren, aber quotenträchtigen TV-Formaten verhelfen, um die Insassen handelt.

Ich habe einen Fernseher und manchmal traue ich mich auch, ihn zu etwas anderes, als dem Schauen handverlesener Sendungen und DVDs benutzen. Meist ist es jedoch so, dass ich die Flimmerkiste nach dem Betrachten eben dieser Filme versäume rechtzeitig auszuschalten und dann fällt mir gelegentlich die Fernbedienung in die Hand und ich zappe...
Was ich dann zu sehen bekomme, treibt mir gelegentlich die Tränen in die Augen, aber meist sitze ich dann mit glasigem Blick und ungläubigem Staunen da und frage mich, wer zur Hölle sich solche Formate ausdenkt und, in erster Linie, wer so etwas freiwillig sehen möchte?

Neben bereits erwähnten Castingshows, aktuell sucht Pro7 wohl gerade das Sommermädchen 2009, wobei es da eine Szene gibt, in der eins davon laut verkündet, sie könne durchaus lesen, sie wäre ja keine Alphabetin, was viel über den IQ der Teilnehmerinnen aussagt, und besagten Doku-Soaps, findet man noch sogenannte Boulevard-Magazine, in denen fröhlich über die familiären und sozialen Verhältnisse von Promis und denen, die es gerne wären, spekuliert wird, derweil man gleich noch mit auf den Weg bekommt, wie man sich am besten wie eine C-Promi-Bitch zu kleiden, zu schminken und zu benehmen hat.
Wen zur Hölle interessiert sowas?

Am schlimmsten jedoch empfinde ich die Qualität gewisser Eigenproduktionen und deutscher "Serien-Highlight" in denen, aus Ermangelung eigener Ideen brav amerikanische Formate ins deutsche übertragen werden, was nicht funktioniert und der nicht vorhandene Plot durch bombastische, selten logisch aus dem Handlungsstrang abgeleitete, Explosionen oder andere Special Effects kaschiert wird.
Hinzu kommen Dauerwiederholungen aller bereits erwähnter Formate, meist im Wochen- oder Monatsrhythmus, bis der Arzt kommen muss, weil man denkt, man würde unter einem permanenten Deja Vu leiden...

Dagegen werden sehr gute, denn die gibt es, Serien oder Produktionen meist im Nachtprogramm versteckt oder schon nach wenigen Folgen eingestellt.

Ich bin der letzte, der sich nicht auch gerne einmal zum Zwecke purer Unterhaltung vor die Flimmerkiste setzt und selbst bloßes Popcorn-Kino hat seine Vorzüge, aber Unterhaltung beinhaltet für mich eben auch, dass die grauen Zellen wenigstens etwas angeregt werden. Was ich jedoch so im TV zu sehen bekomme, hat eher den gegenteiligen Effekt.

Wen wundert es da, dass der Bildungsstand sinkt und der Durchschnittskonsument solcher Exponate deutscher Fernsehgeschichte irgendwann auf den IQ eines Knäckebrotes angelangt ist?

5 Kommentare:

  1. Hallo,

    vielen Dank für Deinen Besuch in meinem Blog.

    Du schreibst sehr interessant über das Fernsehen und ich denke auch, dass hinter der Programmgestaltung wohl ein etwas seltsames Menschenbild steht, das aber hoffentlich auf mich zutrifft.

    Tipp: "Lebenslinien" in Bayern3 , montags um 20.15 Uhr.

    Liebe Grüße,
    Astraryllis.

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  2. Danke für deinen Kommentar.
    Deinen TV-Tipp werde ich mir einmal genehmigen.

    Das Menschenbild ist die eine Sache, mich interessiert aber mehr die Frage, was das Fernsehen mit den Zuschauer macht, wenn man bedenkt, dass der Durchschnitts-Konsument so um die zwei Stunden täglich fernsieht.
    Quelle: Allensbach

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  3. Ich sehe die Hauptschuld nicht beim Fernsehen. Wer den Kasten anschaltet, der hat schon eine bestimmte Erwartungshaltung und will sich oft nur berieseln lassen. Man kann dem Fernsehen, finde ich, keinen Vorwurf machen, weil es diese Ansprüche befriedigt.
    Jeder kann umschalten oder ausmachen. Dazu bedarf es nur einer aktiven Entscheidung. Dass viele dazu nicht in der Lage sind, kann man nicht dem Fernsehen anlasten. Niemand wird zum Fernsehgucken gezwungen. Eine gewisse Eigenverantwortlichkeit muss man vom Zuschauer schon erwarten können.
    Außerdem gibt es auch anspruchsvollere Sender, z.B. die Öffentlichrechtlichen.

    Liebe Grüße,
    Astraryllis.

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  4. Nein, Schuld ist das Fernsehen, respektive die einzelnen Sender bestimmt nicht, weil eben nur gesendet wird, was Zuschauer bringt. Dies trifft sowohl auf die Privaten, als, in geringerem Maße, auch für die Öffentlichrechtlichen zu.

    Gerade bei diesen bemerke ich in letzter Zeit ebenfalls einen Trend zu Berieselungs-TV, weil sie eben sehen, dass diese Formate bei der Konkurrenz ziehen. Einzig die Dritten scheinen davon noch weitestgehend unberührt.

    Was sagt das jedoch über eine Gesellschaft aus, die eben diese "Freizeit-Angebote" dankend annimmt, so in Passivität versinkt und möglicherweise nicht mehr daraus erwacht?

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  5. Ich denke, ich weiß, was Du meinst und die Dritten finde ich zunehmend (!) große Klasse. Auch im Radio.

    Manchmal denke ich, dass unsere Gesellschaft einfach mal wieder einen großen Skandal braucht, um aufzuwachen. Von Zeit zu Zeit tut ihr das ganz gut. Ich setze auf Journalisten (etc.) mit Berufsethos.

    Liebe Grüße,
    Astraryllis.

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